Im Rahmen des Kurses «Frau im Leistungssport» im Masterstudiengang Spitzensport am Swiss Federal Institute of Sport Magglingen (SFISM) hielt Nina Feddermann, Gründerin von BrainCare, eine Doppellektion zum Thema Gehirnerschütterung. Die Resonanz war beeindruckend: Trotz Neuschnee des Jahrzehnts nahmen über 40 motivierte Studierende teil und diskutierten engagiert über Diagnostik, Therapieansätze, Langzeiteffekte und die Versorgungssituation in der Schweiz.
Besonders bemerkenswert: Rund 20% der Anwesenden hatten bereits selbst eine Gehirnerschütterung erlebt und schilderten dabei sehr unterschiedliche Erfahrungen. Diese persönlichen Berichte bereicherten die Diskussion und unterstrichen die Relevanz des Themas – insbesondere, wenn es um geschlechtsspezifische Unterschiede geht.
Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei Gehirnerschütterungen
Aktuelle Erkenntnisse zeigen, dass Frauen bei Gehirnerschütterungen in vielerlei Hinsicht anders betroffen sind als Männer. Zu den wichtigsten Unterschieden gehören:
- Erhöhtes Risiko: Frauen sind durch hormonelle Unterschiede und eine tendenziell geringere Nackenmuskulatur anfälliger für Gehirnerschütterungen.
- Intensivere Symptome: Frauen berichten häufiger von stärkeren und vielfältigeren Beschwerden.
- Längere Heilungsdauer: Die Genesung dauert bei Frauen oft länger als bei Männern.
- Beeinträchtigung des Menstruationszyklus: Gehirnerschütterungen können Zyklusunregelmäßigkeiten auslösen.
- Hormoneller Einfluss: Die Phase des Zyklus kann die Art und Intensität der Symptome beeinflussen.
- Begleiterkrankungen: Migräne und Angststörungen, die bei Frauen häufiger auftreten, können die Symptome verschlimmern.
- Stärkerer psychologischer Druck: Frauen fühlen sich oft stärker unter Druck gesetzt, schnell wieder leistungsfähig zu sein.
- Bagatellisierung der Symptome: Gesellschaftliche Normen führen dazu, dass Symptome bei Frauen häufiger unterschätzt werden.
Wissenschaftliche Grundlagen und praktische Relevanz
Diese Unterschiede sind nicht nur wissenschaftlich relevant, sondern erfordern auch praktische Anpassungen in der Diagnostik und Therapie. Die Expertin betonte die Notwendigkeit, das Bewusstsein für diese Themen zu schärfen und das Management von Gehirnerschütterungen speziell bei Frauen weiterzuentwickeln.
Engagement für mehr Aufmerksamkeit
Dank der Einladung von Luzia Kalberer hatte BrainCare die Möglichkeit, dieses wichtige Thema einem breiten Publikum näherzubringen. Die Studierenden zeigten grosses Interesse und steuerten wertvolle Fragen bei. Gemeinsam soll daran gearbeitet werden, dass Gehirnerschütterungen – insbesondere bei Frauen – besser verstanden und behandelt werden.